Report Darknet: Initial Access Broker profitieren vom Home-Office

Home-Office in der Corona-Pandemie und neuer Malware-Technologien haben 2020 zu einem sprunghaften Anstieg beim Handel mit kompromittierten bzw. gehackten Fernzugriffen (Remote Access) geführt. Angebote rund um RDP-, VPN- und Citrix-Gateways haben einen neuen Höchststand erreicht und werden zu hohen Preisen auf Foren und Plattformen im Darknet verkauft. Wie ein aktueller Reportvon Digital Shadows zeigt, steigt damit insbesondere die Gruppe der „Initial Access Brokers“ in der Hierarchie des cyberkriminellen Ökosystems weiter auf.

Initial Access Broker (IAB) gelten als die am schnellsten wachsende „Berufsgruppe” unter Cyberkriminellen. Im Rahmen von Cyberattacken agieren IABs lediglich als Mittelsmänner, die im Vorfeld Zugangskonten hacken und diese dann an andere Cyberkriminellen verkaufen. Zu ihrer Stammkundschaft gehören dabei vor allem Ransomware-Gruppen, die für die Verbreitung ihrer Erpresser-Malware nach einem geeigneten Einstiegsvektor suchen. Diese Arbeitsaufteilung in cyberkriminellen Netzwerken ist bereits seit 2017 bekannt. Mit COVID-19 und dem Wechsel des Arbeitsplatzes ins Home-Office ist jetzt allerdings ein neuer Höhepunkt erreicht. Zeitgleich stieg im letzten Jahr die Nachfrage bei Ransomware-Akteuren, was für den Aufstieg der Initial Access Broker optimale Bedingungen schaffte.

Der wachsende Markt für Remote-Zugriffe zeigt sich besonders deutlich auf einschlägigen Foren im Darknet. So haben viele Marktplätze ihre Plattformen neu strukturiert und den IAB-Angeboten sogar eine eigen Sparte eingeräumt. Bei einer Momentaufnahme der bekanntesten Marktplätze zählten die Analysten von Digital Shadows über 500 Angebote. Der Durchschnittspreis für einen kompromittierten Zugang liegt bei rund 7.100 US-Dollar. Je nach Größe, Branche und Umsatz des Unternehmens, der Art des Zugangs (z. B. RDP, VPN) und den damit verbundenen IT-Systemen kann der Preis jedoch höher ausfallen. In der Schweiz zahlen Angreifer durchschnittlich sogar 101.745 US-Dollar pro Zugang. Das könnte u. a. auch mit den Top-Angriffszielen zusammenhängen, zu denen neben dem Einzelhandel (10% der Angebote) und dem Technologiesektor (7%) auch der Finanzsektor (9%) gehört.

RDP (Remote-Desktop-Protokoll) ist mit 17% der am häufigsten gehandelte Fernzugriff. Der Zugang über das Netzwerkprotokoll erlaubt es Cyberkriminellen, den Computer eines Opfers vollständig zu übernehmen, Daten abzugreifen und Malware einzuschleusen. Laut FBI nutzen Ransomware-Angreifer in 70-80% der Fälle RDP als Einfallstor. Auch der kürzlich bekannt gewordene Angriff auf die Trinkwasserversorgung in Florida, bei dem Hacker den Anteil von gefährlichem Ätznatron im Wasser erhöhten, geht mit großer Wahrscheinlichkeit auf einen kompromittierten Fernzugriff eines Systems des Wasserversorgers zurück. Neben RDP werden zudem Domain-Administrator-Rechte (16%) sowie Zugänge zu VPNs (15%), Citrix-Anwendungen (7%), Control Panels (6%), CMS (5%) und Shell (5%) verstärkt gehandelt.

„Initial Access Brokers erleben in Zeiten von Remote Workspace und Ransomware einen Höhenflug, weil ihre Ware die Nachfrage am Markt perfekt bedient“, erklärt Rick Holland, CISO bei Digital Shadows. „Für Unternehmen und Organisationen ist diese Entwicklung brandgefährlich. Vor allem weil das Risiko, Opfer einer Ransomware-Attacke zu werden, so hoch ist wie nie. IAB-Angebote über Monitoring-Tools im Darknet aufzuspüren kann Cyber Threat Intelligence-Teams den entscheidenden Vorsprung verschaffen, Gegenmaßnahmen zu priorisieren, Zugänge zu sichern und so potenzielle Angriffe frühzeitig abzuwehren.“

Den kompletten Report einschließlich Strategien zur Eindämmung & Entschärfung (Mitigation) finden Sie auf der Digital Shadows Webseite: Initial Access Brokers – An Excess of Access 

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